Wie gehts ?
Wenn irgendwas nicht ganz normal läuft.
Mitglieder von Selbsthilfegruppen sind nette Leute und dass nicht nur,
weil sie rücksichtsvoll und einfühlsam sind, sie pflegen auch ein eigenes
Begrüßungsritual, dass sie unmissverständlich zur Gruppe der Selbsthelfer
zuordnet. Ja, in der Begrüßung offenbart sich ein Unterschied zu
normalen Menschen. Man wünscht sich keinen „Guten Tag“ oder „Guten
Morgen“, treffen sich die Mitglieder
eines Selbsthilfe Vereines, oder hat man gerade den Telefonhöhrer am Ohr, egal,
man eröffnet das Gespräch mit einem „Wie geht’s ?“ und steht
in der Verpflichtung sich gegenseitig die Krankengeschichten aufzublättern.. Bis lang konnte ich mich
immer nach so einer Aufforderung kurzfassen, meine früheren Berichte ergossen
sich in dem einem
Satz: „Kein Problem, es geht mir gut“. Das gilt heute nicht mehr so. Um meinen
Gesundheitszustand jetzt zubeschreiben
ist absehbar, dass ich mit einem Satz nicht auskomme. Immerhin, ich
schleppe Parkinson inzwischen 30 Jahre mit mir herum und habe 2019 eine THS
anlegen lassen. Zeit für eine Zwischenbilanz
Also beginne ich mal und halte grundsätzlich fest, dass ich weder depressiv noch
unglücklich bin, trotzdem kann ich nicht zufrieden ein,
mit dem wie es mir geht.
Ich habe große Schwierigkeiten zu gehen (laufen) und ich bediene mich außer Haus
der Dienste eines Rollstuhles. Ein weiteres Problem ist die fehlende Balance,
die mich so manchen Tag zu Boden schickt. Ich würde nicht sagen, dass ich im
Rollstuhl sitze, denn der steht oft wochenlang im Keller. wenn ich jedoch einen
Ausflug in unbekanntes Terrain vor mir habe, dann muss er (der Rollstuhl), mit.
Das ist nicht schön und ich kann mit dem Zustand so nicht zufrieden sein, für
den Augenblick gibt er mir und Gisela jedoch die Sicherheit "sturzfrei"
anzukommen und entspannt (woran auch immer) teilzunehmen. Im Übrigen gehe ich
davon aus, dass ich in nicht allzu fernen Tagen wieder ohne dieses Gefährt
auskomme.
Ein weiteres Beispiel will ich noch zum Besten geben, ohne Rücksicht auf die Kondition aller Leser zu nehmen, die verzweifelt versuchen, in meinen zusammengestotterten Texten einen Sinn zu finden.
Die Neurochirurgen in der Klinik benötigten zur Operation der Halswirbelsäule die Unterstützung der Radiologen um ein MRT anzufertigen, Ich wurde also einbestellt um diese Aufnahmen meines Kopf- Halsbereiches vorzunehmen. Ich saß im Vorzimmer der Radiologie und wurde über die Risiken er anstehenden Untersuchung aufgeklärt und befragt, ob ich ein Gebiss oder einen Herzschrittmachern hätte. Beides verneinte ich.
Nach Abschluss der
Aufklärung bemerkte ich, dass mir die Neurochirurgen des Hauses eine THS
angelegt haben, nach der ich aber nicht gefragt wurde. Da die Neurochirurgie und
die Radiologie als kleinsten gemeinsamen Nenner offensichtlich nur das
gemeinsame Dach der Uniklinik haben, erklärte mir die Dame aus der Abteilung
Radiologie: "THS? kenne ich nicht. _Erst mein energischer Verweis auf die
deutlich sichtbaren Beulen auf meinem Kopf weckt nun doch ihr Interesse und wir
einigten uns auf die Formel, dass bei mir ein Gehirnschrittmacher
eingebaut war und ich so nicht in die „Röhre“ gehen könne. Ein Arzt. muss das
entscheiden. Die Entscheidung die der Arzt traf war eindeutig. Ich könne wieder nach
Haus fahren, unverrichteter Dinge.
Mein Vertrauen in die Handlungsweisen von Medizinern begann Schaden zu nehmen.
Es sind sicher alles hochspezialisierte Akademiker,
die sich jedoch oft mit Tunnelblick sehr eng in Ihrem Spektrum bewegen.
Nicht allein die Tiefe des Wissens ist ein Maßstab für die Qualität von
Medizinern und Krankenhäusern, auch eine gewisse Breite zeichnet eine kompetente
und erfolgreiche Einrichtung aus.
Damit nicht genug, es geht weiter.
Als ich nach der THS OP seinerzeit das Krankenhaus verließ, hatte ich nicht
nur 2 Elektroden im Kopf, sondern ich hatte auch einen ganzen Berg von
Unterlagen und Bedienungsanleitungen unterm Arm, die sich mit dem Thema THS und
all seinen Komponenten der Firma BOSTON SC. beschäftigten. In einer dieser
Patienteninformation stand was ich als Patient unternehmen sollte, speziell wo
ich anrufen könnte, wenn irgendwas nicht funktioniert. Zunächst war ich
irritiert, musste ich doch lesen, dass ich
als Patient auch zuständig für die Beschaffung von Ersatzteilen war, wenn
die THS nicht richtig läuft? Warum macht das nicht das Krankenhaus, die haben doch
auch die eingebaute Erstausrüstung beschafft. Ich würde diesen Punkt telefonisch
klären.
Wichtiger
für den Moment war jedoch der Hinweis, dass man mir die Technik der neusten
Generation eingebaut hat und mit dieser Version nun die Möglichkeit besteht, ein
MRT zu schreiben.
Um die Sache jetzt abzukürzen sei noch gesagt, dass ich die in den Unterlagen hinterlegte Servicenummer kurzerhand anwählte und von der Firma Boston SC bestätigt bekam (alles in English) dass man sehr wohl mit den neuen Elektroden ein MRT schreiben darf. Das MRT Gerät darf jedoch max. mit 1,5 Tesla gefahren werden und der Patient muss sein Steuergerät auf MRT Mode stellen.
Herrlich, alles klar jetzt? Nein, mit nichten
Was, so frage ich den geneigten Leser, was glauben Sie, was ein Radiologe dazu sagt, wenn ich, also ein Patient
kommt und ihm sagt: „Stell mal den Bock auf 1,5 Tesla?“
Radiologen sind auch keine besseren Menschen. Patienten sollten in Ehrfurcht vor einer so komplexen Maschine wie der eines Magnet-Resonanz-Thomographen (kurz MRT) stehen und keine weiteren Fragen stellen.
Es hat dann noch einige Zeit
gedauert bis sich diese Neuerung rumgesprochen hat. Das MRT von meinem Kopf
wurde dann nach 8 Monaten angefertigt. Ich fühlte mich nie auf Augenhöhe, immer
als Nörgler bei den Radiologen. Auch
meine Bitte das jemand von Boston SC
mal in der Radiologie im Krankenhaus anruft, schlug fehl. Mir ging irgendwann
die Luft aus und ich habe mich gefügt.