Der Bunte Abend,

der alljährlich und anlässig des PAOL Chattertreffens gefeierte  „Bunte Abend“ gilt in der Szene als  das Highlight  (Hochgenuss, für unsere nicht englisch sprechenden Mitglieder) dieses Events (Feier, so der Übersetzungsservice)

Durch den ersten Teil des Bunten Abends, wird man durch die Moderation von Gisi geführt, die immer die richtigen Worte und manchmal sogar die passende Musik für die jetzt nacheinander auftretenden Akteure findet. Co-Moderator Ulli nutzt geschickt die wenigen Momente um auch ein paar moderierende Worte zu sagen, wenn Gisi beide Hände im PC braucht um ein Musikstück auszugraben und somit  das Mikrofon nicht halten kann.

Vereinsmitglieder mit technischem Grundverstand springen sofort herbei und unterstützen Gisi. Andere sind unterwegs zum Beamer und zu den Lautsprechern. Die Aufgaben sind gut verteilt, jeder hilft mit. Wen interessiert es da schon, wenn niemand mehr auf den Stühlen sitzt um dem Programm zuzuhören?

Alle auftretenden Künstler mussten sich in einem speziellen Casting (Auswahlverfahren) für die Show (Schau) qualifizieren, wobei die Jury direkt dem Vorstand unterstellt ist.

Der Höhepunkt des Abends beginnt jedoch erst dann, wenn die Manege zum Tanzen freigegeben wird. Nachdem man sich minutenlang nicht über die zu spielenden Musiktitel verständigen konnte, setzt Gisi sich durch. Sie sucht in den Computerdateien nach „Satisfaction (Deutsch: Satisfaktion) von den Rolling Stones“.

Es ist zweifelsfrei zu erkennen, dass Jürgen auf diesem Tanzparkett die größten Fortschritte gemacht hat. So hat er doch vor vielen, vielen Chattertreffen, als er das erste Mal teilnahm, dieser Art von Tanz einen kulturellen Wert abgesprochen und die Tanzfläche nur mit den Augen betreten. Heute ist er heute der Erste, der das Parkett stürmt. Zugegeben, die Bewegungen sind immer noch nicht elfengleich und wirken auf den kritischen Beobachter leicht hölzern. Sein sich beim Tanze etwas verlierender Blick verrät dem Beobachter jedoch, dass er weiter hart an sich arbeitet.

Wer nun vermutet, dass Jürgen dafür sehr wohl ein Könner auf dem klassischen Tanzboden sei, muss zur Kenntnis nehmen, dass, wenn Ulli sich als Vertreter der klassischen Musik mit einem Wiener Walzer durchgesetzt hat, Jürgens Drehung im ¾ Takt auch nicht so richtig kommt. Es gleicht eher dem Hüftschwung wie er beim Bauchtanz gezeigt wird.

Rodrigues protestiert und verlangt nach Hawaii- Musik. Schließlich habe er seine Trommel mitgebracht, mit der er die südländischen Rhythmen eindrucksvoll begleiten könnte.

Brianna stürmt heran und verlangt man solle jetzt endlich „ Manchmal könnte ich schon mit dir“ von Roland Kaiser auflegen, Sie würde schon den ganzen Abend darum bitten. Gisi sucht gerade Satisfaktion von den Rolling Stones in den Computerdateien.

Plötzlich wird die Tür aufgestoßen und stürmend weht Schelga auf das Parkett. Wie eine Elfe schwebt sie über die Tanzfläche, kein Muskel und keine Bewegung die sich nicht dem Rhythmus der Musik hingeben. Da fällt ihr Auge auf Click, der ein OFF vorgibt und still auf seinem Stuhl sitzen möchte.

Click sieht den Tanz eher als sportliche Herausforderung und beginnt umgehend auf der Tanzfläche zu springen an. Mal mit dem rechten, mal mit dem linken Bein, mal höher und mal schneller, dass der Rhythmus der Musik auf die Sprungbewegungen einen Einfluss hat, ist nicht erkennbar.  Später fordert er, man möge doch was Langsameres auflegen, etwa „Major Tom“, er hat einige PAOL-Damen ausfindig gemacht, die er gern zum gepflegten klassischen Tanze auffordern würde. Beim Verlassen der Tanzfläche nimmt er zur Kenntnis, dass Ulli ihm zuvor gekommen ist und mit 3 Damen gleichzeitig tanzt. Click macht eben nochmal 50 Liegestütze und fällt umgehend ins Off. Gisi sucht gerade nach „Satisfaktion von den Rolling Stones“ in den Computer Dateien.

Inzwischen hat Stromboli, den älteren Teilnehmern der Gala auch als Gonzo bekannt, die Arena betreten und Anse 5 Fotos seines Konterfies auf den Tisch geknallt. Auf jedem Bild ist deutlich lesbar, was Anse denkt. Somit hat Stromboli seine Rolle als Platzhirsch der Photographie eindrucksvoll unterstrichen und Anse, der behauptet hat, er könne auch schöne Bilder machen, eindeutig in die Schranken verwiesen.

Das sich anschließende stumme Wordgefecht ruft Watsi auf den Plan. Die 68erin der Generation nach der Jahrtausendwende, kommt barfuß über die Tanzfläche geschlackert und empfiehlt Entspannung. Sie schlägt vor gemeinsam das Lied zu singen, dass die tibetanischen Mönche anlässig ihres Mittaggebetes vor sich hin murmeln. Mit einem langgezogenem „OOMMMMMHHHH“ geht sie zur Disco um was Passendes herauszusuchen, wo Gisi gerade nach „Satisfaktion von den Rolling Stones“ in den Computer Dateien sucht.

 

Etwas vorsichtiger und kontrollierter betreten die Mitglieder aus den neuen Bundesländern die Tanzfläche. Respektvoll  machen sie zunächst Platz, als sich die Polonaise, die von Fisch angeführt wird,  schlingernd  durch den Saal wälzt. Da haben die neuen Bundesländer kaum eine Chance, mit großen Schritten hängen sie sich an das Ende der Schlange und es hätte niemanden ernsthaft gewundert, wenn im Gesang der Polonaisen,  z.B. wo es da heißt….“nun geht es los mit ganz großen Schritten und der Erwin packt der Heidi von hinten an die….Schulter“….“sich ein 1-2-3 Klasse „ eingemischt hätte.

 

Fisch ist ein echter Aktivposten auf dem Tanzboden. Speziell in der Disziplin „Freedance - Single“(Freitanz ohne Partner) belegt sie in der Kategorie „Umdrehungen pro Minute“ (U/min), eine Einheit wie man sie auch vom Motorenbau kennt, seit Jahren bei den Deutschen Meisterschaften einen der vorderen Plätze.

Bibi hat den Festsaal inzwischen betreten. Sie setzt sich zu Ulli an den Tisch und noch bevor Ulli die unter Parkis übliche Begrüßungsformel „na, wie geht’s“ ausgesprochen hat, ist sie eingeschlafen. Ulli, der sich gerade zum Regenerieren niedergelassen hatte, schließlich hat er mit 3 Frauen gleichzeitig getanzt, findet Gefallen an Bibis Zustand, zieht sich auf seine Stuhl zurück und schläft ebenfalls umgehend ein.
Bella, die gekommen ist um aus allen möglichen Quellen Spaß zu tanken, ist entsetzt als sie die beiden schlafend am Tisch vorfindet. Allein bei dem Spaßpotential, dass in diesem Raum herumtanzt, sei es ein Frevel jetzt einzuschlafen  Sie berät sich sogleich mit Dorte über den auf einem PAOL Ball nicht zu akzeptierenden Zustand der beiden.
Dorte, die über den extra-Schuss Lebenserfahrung verfügt, und gern  zur Beratung in kritischen Fällen hinzugezogen wird, empfiehlt eine Woche Urlaub auf dem Bauernhof, bei roher Milch, wahlweise auch Kamillentee und Schnitzel satt. Als bestes Beispiel führt sie Zorro an, den diese Therapie gerade erst zurück in die Spur gebracht hat. . Gisi sucht gerade nach „Satisfaktion von den Rolling Stones“ in den Computer Dateien.

 

Durchgeschwitzt und mit dem neuen Karbonschläger in der Hand ergreift Julia, die gerade vom Training kommt, das Wort und fordert, ein Stück der Tanzfläche freizuhalten um dort eine Tischtennisplatte aufzustellen.  Sie gibt zu bedenken, dass diese Maßnahme der Integration förderlich sei und dass man unter den bestehenden Umständen Gefahr laufe, ausgegrenzt zu werden, wenn man das angedachte Turnier weiter auf dem Dachboden werden austragen müssen. Weiter beklagt sie die Spiel-und Trainingsbedingungen des extrem aufgeheizten Spielortes, direkt unter dem Dach. Die dort herrschenden Temperaturen hätten bei einem Turnierteilnehmer schon zu ungewöhnlichen Reaktionen geführt, so dass Sorge besteht, den Wettkampf noch  unter regulären Bedingungen durchzuführen. Bedenken, dass der Spielbetrieb die Tanzfläche die ganze Nacht hindurch blockiere, kann Julia sofort entkräften. Man spiele nur um den 1. Und 2. Platz, mehr Teilnehmer hätten sich zum Turnier nicht angemeldet.

 

Engel, die  gerade zur 1. Vorsitzenden gewählt wurde, findet den Vorschlag von Julia ausgesprochen gut und wiederholt ihr Versprechen, alle ernst gemeinten Anfragen, unabhängig von Rang und Status zu prüfen.  Sie werde diesen Punkt auf die Tagesordnung der nächsten Vorstandssitzung stellen und umgehend eine  Entscheidung für den heutigen Abend herbei zu führen.

 

Die ebenfalls gerade zur 2.Vorsitzenden gewählte Ruth gibt zu bedenken, dass die Ziele des Vereines in der Satzung festgehalten sind. Um auf der sicheren Seite zu sein, müssten diese Vereinsgesetze um den Bereich Tischtennis erweitert werden. Sie fügt an, dass sie schon so manch verbale Attacke im Forum erlebt habe und sie sich an Situationen erinnere, wo sich die Kontrahenten schlimme Worte um die Ohren gehauen hätten.  Sie sähe die Gewalt in einer ganz neuen Dimension, wenn man sich jetzt auch noch Tischtennisschläger in den Händen der Streitenden vorstellt. Dringend empfiehlt sie, um Schaden vom Verein fern zu halten, muss die Satzung um den Passus: “Nicht mit dem Schläger nach dem Gegner schlagen“ umgehend erweitert werden.

 

Die Finanzen des Vereines verantwortet nach wie vor Marita. Ihre Wortmeldung gilt ebenfalls dem Antrag von Julia, eine Tischtennisplatte auf einem ausgewiesenen Bereich der Tanzfläche aufzustellen. Sie müsse darauf hinweisen, dass, speziell bei schnellem Spiel, das Spielgerät die Tischtennisplatte verlassen könnte und, ohne jede Absicht der Sportler, in den Bereich der Tanzfläche zu geraten drohe. Auch, wenn man nicht sofort das Schlimmste befürchten müsse, wäre es doch denkbar, dass der Ball unter den Füssen der Tänzer die Orientierung verliert und bei einer späteren Überprüfung als unbrauchbar eingeschätzt wird. Der Verein sähe sich außer Stande, hierfür in Haftung genommen zu werden, unterstreicht Marita.

 

Auch Manu, die als Beisitzerin im Amt bestätigt wurde, meldet sich zu Wort um was Kluges zu sagen. Sie zitiert aus Ihren Beiträgen im Forum:
„Man sollte nicht an dem zweifeln was man tut, sondern darüber nachdenken was man will...ohne Angst vor dem zu haben was daraus werden könnte“.
Alle schweigen, das sitzt. Mehr ist
Ihr allerdings jetzt auch nicht eingefallen.

 

So wird getanzt und gefeiert bis weit in den nächsten Tag hinein. Über weitere Details des Bunten Abends zu berichten, verbietet sich mir. Sie liegen im Nebel, eine unmittelbare Folge 2er Ramazottis (Deutsch: Schnaps), die Ulli ausgegeben hat. Als ich darüber nachdenke ob das Absicht war, geht ein Aufschrei durch den Saal, Gisi hat gerade „Satisfaktion von den Rolling Stones“ in den Computer Dateien gefunden.